Random-
.  Dot

Schaut man in Richtung eines regelmäßigen Musters ohne es genau zu fixieren, lässt man es verschwimmen und sich verschieben, kann es passieren, das plötzlich Teile davon völlig scharf erscheinen, die eigentümlich nahe oder fern zu schweben scheinen. Die Entwicklung solcher Bilder ist vermutlich auch auf die zufällige Entdeckung des Stereotapeteneffektes zurückzuführen. Auf regelmäßigen klein gemusterten Tapeten hat man nämlich den deutlichen Eindruck, dass unterschiedliche Musterelemente in mehreren Ebenen hintereinander geschichtet sind.
Prof. Trappe: "Eine optische Täuschung", 1877, Annalen der Physik und Chemie 238, Seiten 141, 142, 143, 144

Das folgende Bild ist sowohl mit als auch mit ein Erlebnis:
Mit Parallelblick erscheinen die Kreise vor den Linien, mit Kreuzblick dahinter. Dieser Effekt wird Tapeten- oder Tapetenmuster-Effekt genannt. Die sich scheinbar verschiebenden verschiedenen (aber gleichen) Objekte kommen irgendwann zur Deckung und werden von unserem Sehapparat als dasselbe (!) Objekt verschmolzen. Die Kreise und die Linien haben einen geringfügig verschiedenen Abstand, der plötzlich als Raumtiefe interpretiert wird, ob wir wollen oder nicht.
Das funktioniert sogar bei scheinbar wirren, zufälligen Punktemustern, die dennoch zusammengehörige Punkte haben, bereit vom Sehapparat verschmolzen zu werden. Hier eher ein - Bild:
1954 hat Aschenbrenner als erster diese Art von Stereogrammen erzeugt. Sie werden fälschlicherweise SIRDS genannt, die Abkürzung für "Single Image Random Dot Stereogram". Die in einem "Zufallsmuster" verborgenen zusammengehörigen Punkte "eines" Bildes können von unserem Sehapparat fast mühelos zusammengefügt werden. Eine großartige Leistung sowohl von Aschenbrenner, der ohne Computer arbeiten musste, als auch von unserem Hirn.

Der Tapeteneffekt wird unter dem Namen "Magic-Eye-Stereogramm" seit ca. 1990 kommerziell in Büchern und Kunstwerken genutzt. Mittels Computerunterstützung können seither in beliebige Muster dreidimensionale Strukturen eingearbeitet werden, die mit dem "magischen Blick", also schlicht dem Parallelblick, betrachtet werden sollten. Vor allem japanische Künstler haben sich dieses Genre zugänglich gemacht.
Für diese Art von Bildern (Autostereogramm, Einbildstereogramm) gibt es eine Art Systematik:
  • SIS (Single Image Stereogram): Die Basis ist ein grobes, sich wiederholendes Muster, wie es z. B. bei einem Lattenzaun der Fall ist. Das erste Beispiel auf dieser Seite ist ein SIS.
  • SIRDS (Single Image Random Dot Stereogram): Die Basis ist eine zufällige Anordnung von Punkten. Das zweite Beispiel ist ein SIRDS.
  • SIRTS (Single Image Random Text Stereograms). Die Basis ist ein mehr oder minder raffiniertes Buchstabenmuster.
Zwischen SIS und SIRDS befinden sich feine Muster mit Bedeutung, wie z. B. eine flirrende Wasseroberfläche, eine Wiese oder ein unruhiger Himmel, die ein stereoskopisches Geheimnis verbergen können. Es gibt Bilder, die normal betrachtet ein normales Motiv zeigen, aber die es Stereoskopisch faustdick hinter den Ohren haben.
Ein SIRDS-Computerprogramm-Fragment
Windows MFC, C++
Drei einfache Funktionen, die nur als Anregung für weitere Experimente dienen können. Das Interessante an der Funktion Main::SIRDS() ist das duplizieren eines Pixels und damit die Erzeugung der "Tiefe":
Das Zufallsmuster-Rechteck könnte ersetzt werden durch ein z. B. pointilistisches Bild:
Die Tiefen-Funktion ist das eigentlich Kreative. Es können anstelle mathematischer Funktionen z. B. Bilder mit ihren Helligkeitswerten genommen werden (eine Tiefenkarte).

1870 Listing Ueber eine neue Art stereoskopischer Wahrnehmung Annalen der Physik und Chemie 217 (2-141) 225 226 227 228 229 230 231 232 233 234 235 236 237 238 239 240 241 242 243 244 245

Ein kostenfreies Programm für SIRDS-Stereogramme
http://www.traxxdale.de/index.html (Link leider defekt)

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